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sportal.de-Exklusivinterview mit Kevin Vogt
sportal.de-Exklusivinterview mit Kevin Vogt
Kevin Vogt - schon lange kein Wasserträger mehr beim VfL

Der VfL Bochum hat es in der eigenen Hand, mit einem Sieg gegen den MSV Duisburg die Relegation zu erreichen. Nur zusehen kann dabei Kevin Vogt, der sich das Innenband im Knie gerissen hat. Im Interview mit sportal.de spricht das große Talent über die kommende Aufgabe, den Traum von England und Gewalt im Fußball.

sportal.de: Glückwunsch zum Sieg in der Nachspielzeit gegen den VfL Osnabrück. Wie sehr haben Sie in den Schlussminuten noch gezittert, bis der erlösende Siegtreffer fiel? Wie haben Sie die Schlussphase erlebt?

Kevin Vogt: Aufgrund meiner Verletzung saß ich draußen, konnte mir aber den Rest des Spiels noch ansehen, da wir nicht direkt ins Krankenhaus gefahren sind. Ich habe kräftig mitgezittert und natürlich war es ein erlösendes Gefühl, als das 2:1 fiel.

sportal.de: Der VfL hat es nun in der eigenen Hand. Mit einem Sieg über den MSV Duisburg wird die Relegation erreicht - Fürth spielt gegen Düsseldorf. Mit welchem Gefühl gehen Sie in die kommenden Tage und was gilt es vor dem wichtigen letzten Spiel zu beachten?

Kevin Vogt: Wir werden jetzt nichts Besonderes machen, sondern einfach konzentriert an die Aufgabe rangehen und alles in die Waagschale werfen, um mit einem Sieg die Relegation zu erreichen.

sportal.de: Sie konnten, wie gerade schon kurz erwähnt, gegen Osnabrück nach einer sehr frühen Verletzung nicht mehr aktiv am Spielgeschehen teilnehmen. Was genau ist passiert und gibt es schon eine Diagnose?

Kevin Vogt: Ich habe mir das Innenband gerissen und der Meniskus ist ein wenig in Mitleidenschaft gezogen worden. Ich werde wohl sechs bis acht Wochen pausieren müssen. Aber ich hatte Glück im Unglück, denn zunächst war man von einem Kreuzbandriss ausgegangen.

sportal.de: Sie haben nicht unbedingt Glück mit den Verletzungen, wenn man ein wenig in Ihrer Krankenakte blättert. Mehrere Bänderverletzungen haben eine noch steilere Karriere ja schon verhindert.

Kevin Vogt: Das ist richtig: Ich bin sehr häufig von Verletzungen zurückgeworfen worden. Ich war gut in Form, aber so ist es nun eben. Jetzt muss ich wieder dran arbeiten, zurückzukommen.

sportal.de: Dabei ging es eigentlich schon ziemlich steil bergauf, als Sie im Januar 2009 als A-Jugendlicher einen Profivertrag unterschrieben haben. Wie ist das damals abgelaufen?

Kevin Vogt: Das ging wirklich sehr schnell. Man hat mich in der A-Jugend beobachtet, für gut befunden und mir direkt einen Profivertrag angeboten. Das war und ist natürlich ein Traum.

sportal.de: Ihren ersten Einsatz hatten Sie dann in der Reserve gegen Preußen Münster, für die erste Mannschaft gegen den BVB - zwei schöne Derbys zu Beginn. Wie groß war der Sprung in den Herrenbereich und dann von der Reserve in den A-Kader?

Kevin Vogt: Körperlich ist es ein großer Unterschied. Da muss man als Jugendspieler schon zulegen. Auch das Tempo ist höher und es gibt nicht mehr so viel Platz. Aber es ist ein Lernprozess. Und im Training mit den erfahrenen Spielern kommt dann auch die Sicherheit. Durch die täglichen Abläufe gewöhnt man sich auch an das Tempo und Niveau.

sportal.de: Mittlerweile haben Sie 22 Einsätze in der ersten Mannschaft auf dem Buckel und sind nicht mehr wegzudenken. So bitter der Abstieg 2009/10 für den Verein war, so sehr haben Sie davon profitiert. Denn nach einer Verletzung gehörten Sie erst einmal nicht zum Bundesligakader.

Kevin Vogt: Das würde ich so ungern stehen lassen. Erstmal ist ein Abstieg nicht sonderlich schön für den Verein. Vielleicht ist es so ein wenig einfacher für mich geworden, aber ich denke auch, und so viel Selbstvertrauen habe ich, dass ich meine Einsätze auch in der 1. Liga bekommen hätte.

sportal.de: Kürzlich haben Sie bis 2014 verlängert und Manager Thomas Ernst sagte, dass damit ein sportlicher und finanzieller Wert geschaffen wurde. Damit ist davon auszugehen, dass sie dem VfL einmal eine nette Ablöse bescheren sollen. Wohin soll Ihr Weg Sie denn führen in der Zukunft?

Kevin Vogt: Das ist jetzt Ihre Interpretation. Ich bin mir sicher, und das hat Thomas Ernst in den Gesprächen immer wieder betont, dass der Verein den Vertrag verlängert hat, weil man von mir und meinen Qualitäten überzeugt ist und langfristig mit mir plant. Ich möchte mich beim VfL erst einmal weiterentwickeln. Für diese Chance bin ich dem Verein sehr dankbar. Natürlich möchte ich mich kontinuierlich weiterentwickeln und es ist ein Traum von mir, irgendwann vielleicht in England zu spielen. Denn dort wird ein sehr attraktiver und schneller Fußball gespielt. Aber darüber denke ich jetzt noch nicht ernsthaft nach. Meine volle Konzentration und Hingabe gilt dem VfL.

sportal.de: Aber auch die Bundesliga ist eine Option für die Zukunft?

Kevin Vogt: Die Bundesliga ist natürlich sehr reizvoll. Wir haben viele moderne Stadien, die fast immer voll sind und in denen eine sehr gute Stimmung herrscht. Volle Hütte, enthusiastische Fans: Dafür spielt man doch Fußball. Und das am liebsten mit dem VfL.

sportal.de: Sie standen selber in der VfL-Kurve und sind in der Region verankert.Beim VfB Langendreerholz spielte ja schon Ihre ganze Familie. Zuletzt stand "Schalke-Fan" Manuel Neuer ja in den Schlagzeilen, als es um einen Wechsel ging. Es gibt Fans, die verzeihen einem Spieler einen Wechsel nicht, sprechen von Judas, Verräter .... Haben Sie als Fan in früheren Jahren eine ähnliche Sichtweise gehabt und haben Sie Verständnis für aufgebrachte Fans?

Kevin Vogt: Wenn wir beim Thema Manuel Neuer sind: Er hat dem Verein eine Menge gegeben und die Fans sollten dafür auch dankbar sein. Scheinbar hatte ich als Fan schon eine andere Sichtweise und konnte schon damals verstehen, wenn ein Spieler sich weiterentwickeln oder den nächsten Schritt gehen wollte. Wenn er vorher immer alles für den Verein gegeben hat, dann sollte man dafür Verständnis haben.

sportal.de: Oft schlagen die Emotionen dann auch um, wie jüngst in Köln oder Frankfurt gesehen ...

Kevin Vogt: Also für Gewalt oder Ausschreitungen habe ich überhaupt kein Verständnis. Es ist vollkommen normal oder richtig, wenn ein Fan bei schlechten Leistungen sauer ist. Und ich denke auch, dass die Spieler sich den Anhängern stellen und auch Verständnis für deren Lage haben sollten. Aber wenn es zu Gewalt kommt, dann hört es auf. Wir müssen sicherlich mit Kritik leben und verdienen viel Geld. Aber auch ein Profi kann mal einen schlechten Tag haben. Zum Glück gibt es sehr viele Fans, die das verstehen und akzeptieren.

sportal.de: Um die Fans zu beruhigen: Bleiben Sie denn beim VfL, wenn der Aufstieg in diesem Jahr misslingen sollte?

Kevin Vogt: Ich bleibe definitiv, auch wenn wir nicht aufsteigen. Ich habe meinen Vertrag gerade erst verlängert und nicht vor, den Verein zu verlassen.

Das Interview führte Gunnar Beuth